Von Dachau über München nach Ulm

Bilder, Foto / Video, Reisen, Vlog , , , , , , ,

Unsere Reise beginnt noch am Donnerstagabend. Das Womo ist gepackt und wir steigen ein Richtung Deutschland. Wir wollen nach Dachau um uns das KZ  anzuschauen. Letztes Jahr, auf der Reise in die Niederlande haben wir das Kamp Westerbork besichtig, es hat uns beeindruckt aber auch sehr bedrückt. Viele der dort lebenden Menschen wurden vom Kamp Westerbork nach Dachau gebracht. Wir konnten uns damals nicht vorstellen, dass es noch schlimmer werden konnte… Dazu aber später.

Zuerst kriechen wir durch den verregneten, dichten Verkehr auf der Autobahn. Es dauert über eine Stunde bis wir nur mal an der Grenze zu Deutschland sind. Die vielen Baustellen unterwegs helfen dabei auch nicht gerade ☺. Nun gut. Dass wir nicht bis nach Dachau durchfahren ist uns relativ schnell klar. Das Ziel für die heutige Übernachtung, der Stellplatz in Leutkirch. Wir kommen um ca. 22 Uhr an, so spät wie noch nie. Wir ergattern gerade noch den zweit letzten Platz. Schnell das Ticket gelöst und dann ab in die Haja. 

Der Stellplatz in Leutkirch.

Der Frühaufsteher bei uns ist Sven, auch heute. Er bereitet den Kaffee und das Frühstück vor. Sven ohne Kaffee, geht gar nicht 😉

Bei wärmendem Sonnenschein umrunden wir den kleinen See und entdecken, dass es hier in Leutkirch eine Goldschmitt Vertretung hat. Viele Wohnmobile stehen auf dem Platz und warten bestimmt auf ihre Luftfederung. Wir haben uns das auch mal durch den Kopf gehen lassen, leider ist dieser Spass nicht gerade günstig. 3500 Euro für die Nachrüstung der Hinterachse. 7000 Euro für die Voll-Luftfederung. 

Der Stadtweiher wurde im 14. Jahrhundert angelegt.

Nach unserer gemütlichen Spaziergang sind wir bereit für die Weiterfahrt nach Dachau. Von der Website des KZ in Dachau wissen wir, dass der Parkplatz im Moment umgebaut wird und die Parkmöglichkeit etwas eingeschränkt ist. Wir versuchen es und haben Glück. Zwischenzeitlich hat uns der Hunger eingeholt. Wir machen zuerst einen Abstecher ins Besucherzentrum Restaurant. Dabei kreisen unsere Gedanken, was uns hier alles erwartet. Am Empfang besorgen wir uns zwei Audio-Führer für je 4 Euro, in der Hoffnung, dass wir dadurch etwas schneller sind als alles zu lesen. Schliesslich ist es schon fast zwei Uhr und das KZ schliesst um 17 Uhr. Wir fragen extra nach, was wir filmen und fotografieren dürfen. Filmen dürfen wir nichts. Fotografieren überall, ausser im Krematorium. Ok. Das respektieren wir. Leider sind wir damit aber auch fast die einzigen.

Tor: “Arbeit macht Frei”
Der Besammlung’s-Platz im KZ Dachau.
Links und Rechts standen die “Stuben”.

Das Gelände ist riesengross. Richtig bemerkt man das erst, wenn man im Museumsteil steht und das Model der ganzen Anlage sieht. Den Teil den wir  begehen ist nicht mal ein Drittel der ganzen Anlage. Krass! Leider sind unsere Audioguides nicht so hilfreich wie gedacht. Sie sind wie ein langes Telefon geformt und man muss sie ständig ans Ohr halten. Das macht die Sache nicht einfacher, da wir beide noch Umgebungsplan und Fotokameras in den Händen haben… Bis wir den Dreh raus haben, wie das funktioniert mit den Nummer die man eingeben muss, sind wir schon durch die halbe Anlage durch. Die Zuschauerführung und das Museum fanden wir im Kamp Westerbork in den Niederlanden besser. 

Model der KZ Anlage Dachau.

Im Museumsteil gibt es ganz viel zu lesen. Alleine für das könnte man eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Für uns ist die Zeit etwas zu knapp. Wir wollen ja auch noch die Anlage ganz anschauen und diese ist nicht klein. 

Der Eintritt ist kostenlos, von daher kann man auch immer mal wieder hingehen und sich durchlesen.

Im Gegensatz zum Kamp Westerbork, ist die Anlage hier besser zusehen und man kann eher erahnen wie es gewesen sein könnte. In den „Stuben“ wurden am Schluss bis 1000 Menschen auf kleinstem Raum eingepfercht, zum schlafen und essen. Grausamer Wahnsinnig. Langsam gehen wir über den riesigen Platz in Richtung Krematorium.

So wie damals. Stacheldraht überall.
Enge Verhältnisse in der “Stube”.
Kiesparzelle stellen die vielen “Stuben” dar.

Die Baracke X ist praktisch gesehen eine Tötungsfabrik. Ganz links ist ein Gasraum in der die Kleidung gereinigt wurde. Denn diese wurde ja immer wieder verwendet. Dann kommt das „Brausebad“, die Gaskammer. Die Eindrücke überschlagen sich in uns, als wir selber durch die Gaskammer gehen. Schon alleine die niedrige Decke löst in einem ein ungutes Gefühl aus. Dieses Gefühl wird dann noch verstärkt, wenn man die vielen Löcher in den Wänden, Decke und am Boden wahrnimmt. Daraus kam das tödliche Zyankalie B Gas.

Die Barake X.
Eingang zur Gaskammer.

Wir gehen eine Raum weiter. Hier wurden die toten Körper „zwischen“ gelagert. Und noch einen Raum weiter stehen drei Brennöfen in welchen eingeäschert wurde. Wenn wir nicht wüssten was hier passiert ist, wäre die Anlage sehr schön gebaut. Deutsche Gründlichkeit halt…

Einsicht in das Krematorium.

Es wird langsam Zeit die Anlage zu verlassen. Irgendwann mag man die Gefühle auch nicht mehr ertragen, die hier ausgelöst werden. Zurück im Womo, sind wir praktisch die letzten die vom Parkplatz fahren. Eine Weile sitzen wir schweigend nebeneinander. Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Dieser Besuch hat einiges in uns ausgelöst. Nun suchen wir uns noch einen Schlafplatz. 

Die Entscheidung fällt auf den Stellplatz bei der Allianz Arena. Mit 15 Euro für die Übernachtung ein eher teurer Platz. Aber Sven will das Stadion mal von nah sehen, obwohl wir keine Fussball Fans sind. Aber der Bau ist schon gigantisch. Am Abend soll es ja auch noch farbig leuchten. Bei der Ankunft sehen wir, dass auch hier Bauarbeiten im Gange sind, doch Glücklicherweise wird der Platz erst in 2 Tagen geschlossen. Den ganzen Abend warten wir gespannt bis das Stadion leuchtet. Mittlerweilen wissen wir, dass es nur an Spieltagen leuchtet. Schade.

Stellplatz bei der Allianz Arena in München.
Die Allianz Arena.
Für die simmungvolle Beleuchtung sorgte die Natur.

Heute Morgen beim Frühstück erleben wir noch viel spannendes. Viele Reisecars fahren vor und lassen die überwiegend, asiatischen Menschen aussteigen. Wie man es von ihnen kennt, wir gefilmt, geknipst und gestaunt. Es ist immer amüsant diese Spektakel zu beobachten ☺ Nicht wie wir erwartet haben nur das Stadion, nein auch die Wohnmobile die noch so rumstehen ☺ 

Sven kommt gerade von der Entsorgung der WC-Kassette zurück, schon wird er auf Englisch angequatscht. Die asiatische Frau fragt ihn, ob Sie und ihre Freundin unser Wohnmobile von innen anschauen dürfen. Sie kenne solche Fahrzeuge von ihrem Land her nicht.

Ähhhm, ja gut… und Schwupps wird Fabienne im Womo überrascht. Wie das halt so ist, wird das Womo und Fabienne schnell fotografiert. Die nette Frau fragte noch woher wir kommen. „Aus der Schweiz.“ – „Ah, da fahren wir morgen hin.“ meint die Asiatin, bedankt sich und schon waren sie wieder auf dem Weg Richtung Reisebus. Was für eine lustige und schöne Erfahrung.

Jetzt geht unsere Reise weiter. Nur ein paar Fahrminuten von hier ist der Olympiapark. Den wollen wir uns nicht entgehen lassen. Es gibt genügen Parkplätze. Sogar mit dem Womo übernachten könnte man hier. Dass haben wir aber nicht vor. Wir fahren durch die Schranke. Shit! Die haben bemerkt dass wir ein Womo sind. Nun müssen wir doch den fixen Womo-Tarif bezahlen. 20 Euro. Dafür könnte man aber 24 Stunden stehen. Nur das wollen wir ja nicht.

Im Olympiapark stehen noch überall die alten Tickethäuschen.

Es ist komisches Wetter. Irgendwie warm und doch ein kalter Wind. Nur mit dem Fotoapparat und einer Flasche Wasser beladen suchen wir nun den Eingang. Für je 3,5 Euro können wir uns frei im Stadion bewegen. Es gäbe auch eine „Roof-Tour“ bei der man auf die Spezielle Dachkonstruktion gehen könnte. Aber 45 Euro pro Person ist uns definitiv zu viel. Die Grösse und das Flair bekommen wir auch so mit. Was uns gleich auffällt sind die enorm kleinen Sitze. Wir sind ja wirklich nicht gross oder haben breite Hintern, aber selbst für uns fühlt es sich sehr eng an. Auch die Knie stossen schnell mal am vorderen Sitz an ☺ Wir gehen weiter bis ganz hoch zu den Kommentatoren Kabinen um das ganze Stadion von oben zu besichtigen. Schon sehr eindrücklich. Mit der Vorstellung das Ganze ist voll, es wir angefeuert und mitgefiebert- sehr cool. Mittlerweile wird es für diverse Veranstaltung genutzt was Sinn macht. 

Ein Fan ist immer da! 😉
Beeindruckende Dachkonstruktion.
Stühle soweit das Auge reicht. Aber nur für schmale Hintern!

Es ist Mittagszeit und unsere Mägen knurren mal wieder. Wir entscheiden uns im Restaurant unterhalb des Aussichtsturm zu essen. Dieser Gedanke haben anscheinend noch ganz viele, denn bis wir die leckere Pizza geniessen können, werden wir etwa 45 Min. auf die Geduldsprobe gestellt. Aber es hat sich wirklich gelohnt ☺

Zum Abschluss erkunden wir noch den Park und gehen langsam wieder Richtung Womo zurück. Die Wolken werden auch immer dicker und es fängt bereits leicht an zu regnen. Beim Automaten müssen wir dann wirklich die 20 Euro bezahlen, obwohl wir nur etwa 4 Stunden dort waren. Wir dachten, viellicht gibt es so Stunden Abstufungen oder so, aber leider nein! Nun gut, unsere Reise geht dennoch weiter… Ulm wir kommen!

Spaziergang mit Aussicht auf das ganze Gelände.
Auf dem Weg nach Ulm.

Langsam wird es wieder richtig heiss. In Ulm auf dem gemischten Parkplatz angekommen finden wir gerade noch einen Platz in der prallen Sonne. Das ist gut für unsere Solaranlage 😉 Kurz umgezogen, Rucksack und Wasserflasche gepackt, geht es auch schon weiter in die Stadt. Das Ziel ist das Ulmer Münster. Der höchste Kirchturm der Welt lockt. Diesen sehen wir schon von weitem. Insgesamt ist er 163 Meter hoch. Angekommen kaufen wir uns Tickets für jeweils 5 Euro. Nun liegen 754 Treppenstufen vor uns. Alle paar Stockwerke gibt es mal wieder eine Plattform um kurz durchzuatmen. Diese nehmen wir gerne in Anspruch. Den mit dem Rucksack, schweren Kameras und Wasserflaschen ist das Ganze nicht ohne. Nach ca. Zwei Drittel der Treppenstufen befinden wir uns nun über den Glocken im Turm. Diese haben kurz zuvor angefangen zu läuten. Speziell hier ist, dass man von oben auf die Glocken gucken kann. Sehr cool.

Nach dem ersten Spektakel geht es noch weiter nach oben. Immer schön eine Treppenstufe nach der anderen. Die Wendeltreppen sind sehr eng. Deshalb befindet sich Aufgang und Abgang nicht am selben Ort. Dies ändert sich jedoch für die Letzen 199 Stufen. Ab der Plattform über der Kuppel. Von hier aus geht nur noch eine Wendeltreppe hoch. Diese wird dann immer schmaler. Irgendwie bekommt einem das Gefühl, dass sich der ganze Turm bewegt. Bei unserer Ankunft war der Andrang so gross, das eine Aufsichtsperson Anweisungen gibt, wie man hoch-bzw. runter zu gehen hat. Diejenigen die hoch wollen, gehen aussen an der Treppe, die andern quetschen sich innen herunter. Was mehr oder weniger gut geklappt hat. ☺

Noch 199 Treppen vor uns bis ganz nach oben.
Die Aussicht ist aber auch hier schon nicht schlecht.

Bis es soweit ist, steht Sven gute 20 Minuten an. Das letzte Abenteuer vor der grandiosen Aussicht kann beginnen. 199 Stufen sind noch vor ihm… geschafft!! Die Aussicht ist grandios! Man kann ganz Ulm und noch weiter sehen. Auf der obersten Plattform ist nur genug Platz das man hintereinander gehen kann. Darum auch die längere Wartezeit unten. Kreuzen ist nur an zwei Stellen möglich. So geht es gemächlich rundherum.

Auf der Plattform ist nicht viel Platz.
Die Aussicht lohnt sich aber!
Nichts für Menschen mit Platzangst. Hier herrscht Gegenverkehr!

Wieder unten, über der Kuppel angekommen, ist nun Fabienne an der Reihe. Die Rushhour scheint vorbei zu sein. Der Andrang hat sich etwas gelegt und Fabienne muss nicht so lange anstehen. Der Rucksack muss trotzdem unten bleiben, denn dieser hat definitiv keinen Platz in der Wendeltreppe. Fabienne ist viel schneller oben und wieder zurück. Nun haben wir uns ein Eis verdient! Also nehme wir den Abstieg in Angriff. 

Unsere Knie schmerzen schon wenn wir nur daran denken. Wenige Tritte später bestätigen sich unsere Befürchtungen. Au….au….au… Sven linkes und Fabienne rechtes Knie melden sich. Hier wären Wanderstöcke aber kaum eine Option. Obwohl… einen älteren Herrn haben wir gesehen. Er erzählt Sven, dass er nun 80 Jahre alt sei und noch jedes Jahr einmal hier hoch gehe. Respekt!

Wieder am Boden der Stadt Ulm angekommen begeben wir uns in die Eisdiele „Eisrausch“. Diese hat bereit auf dem Hinweg Svens Aufmerksamkeit erregt. Wir geniessen ein super leckeres Eis. Sven bekommet Ulmer Praline und Malaga, Fabienne Zitrone und Rafaello. Hmmm, lecker!

Der Fussmarsch zurück zum Sunny, lässt uns noch einmal richtig ins schwitzen kommen. Es ist heiss. Sehr heiss. Im Womo haben wir, trotz offen Dachfenster 36 Grad. Phuu. Naja. Egal. Jetzt erst mal einen Kaffee, danach werden wir duschen. Schon toll wenn man eine Dusche hat. Frisch geduscht gibt es noch einen leckeren Salat zum Abendessen. Wir hören noch gemeinsam Podcast und reflektieren den Tag. Als es später etwas abkühlt versuchen wir zu schlafen. Der Stellplatz ist auf einem gemischten Parkplatz, am Wochenende nutzen viele, auch jüngere Leute diesen für den Ausgang. Nebenan trinken sich lautstark schon mal vier Junge Leute warm… Irgendwann ist dann aber Ruhe und Sven findet auch seinen Schlaf.

Heute Morgen geht es nach dem üblichen Kaffee und Frühstück wieder zurück nach Hause. Schade, denn jetzt wären wir gerade so im Urlaub angekommen und gerne noch länger unterwegs.  

Für das müssen wir uns noch etwas gedulden bis es dann für uns wieder los geht. Die nächste geplante Reise geht im August dann nach Luxemburg und Belgien. Bis dahin wünschen wir euch allzeit gute Fahrt, bleibt gesund und geniesst den Sommer.

Sven & Fabienne

Teile diesen Beitrag auf:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert